Zum Tod von Robin Goldmann (Weyhe bei Bremen)


Nachruf auf einen, der immer 120 Prozent gab

Robin Goldmann (Profilfoto), verstorben im Frühjahr 2021 in 28844 Weyhe bei Bremen
Robin Goldmann (Profilfoto), verstorben im Frühjahr 2021 in 28844 Weyhe bei Bremen

Freunde waren wir nicht. Und doch haben sich unsere Wege in den letzten dreißig Jahren regelmäßig gekreuzt. Du bist oft dort aufgetaucht, wo ich es am wenigsten erwarten konnte. Das mag daran gelegen haben, dass wir etwa gleich alt waren und im Kern ähnliche Interessen hatten.

 

Kennengelernt haben wir uns Mitte der 80-er Jahre. Du hast bei Vobis gearbeitet, dem Multifilialisten für Computer und Technikzubehör. Dort war ich Kunde, wollte eine neue Festplatte für meinen PC kaufen. Du hast bei deinem Chef den besten Kurs für meine neue 40-Megabyte Festplatte rausgeholt. Das muss so um 1987 gewesen sein.

 

Ein paar Jahre später hat Saturn, damals noch als Saturn-Hansa bekannt, in der Faulenstraße innitten der Bremen City eröffnet. Wir sind dort im Souterrain aufeinander getroffen, wo du jetzt über komplette PC-Systeme beraten hast. "Vobis hat mich beschissen", hast du mir damals erzählt, hier hättest du nun einen besseren Arbeitgeber gefunden.

 

Im September 1991 eröffnete ich meinen Cinemabilia Filmladen in der Kahlenstraße, direkt am Parkhaus Langenstraße hinter Peek & Cloppenburg. Einmal fuhr ich nachts zu meinem Laden, wollte meine Buchhaltung sortieren, da standst du wie zufällig mit Händen in den Hosentaschen vor meinem Schaufenster. Frisch war's da draußen, das weiß ich noch. Wir begrüßten uns freundlich, du stelltest mir ein paar schlaue Fragen zu den Merchandise-Artikeln meiner Auslage.

 

Als ich am nächsten Tag zur Arbeit kam, wurde ich gleich von meinem Nachbarn vom "PC-Studio Andreé Tischler und Frau Wabbels" angesprochen. Ob mir gestern etwas an deren Laden aufgefallen wäre, wollte Tischler wissen. In der Nacht sei bei ihnen eingebrochen worden. Nahezu alle Computer und PC-Komponenten seien gestohlen worden. Da erzählte ich ihm von der Begegnung mit dir, dem alten Bekannten, den ich in der vergangenen Nacht vor meinem Laden getroffen hätte.

 

Tja, du Räubernase, jetzt war mir klar, dass du da Schmiere gestanden hast, mit deinen Kumpels nachts den PC-Laden geleert hast. Dabei habe ich das zuerst gar nicht mit dir in Verbindung gebracht.

 

In der Computerwelt bist du geblieben, hier kanntest du dich am besten aus. Ein paar Jahre später, das muss so 1993 oder 1994 gewesen sein, sind wir uns auf der CeBit Computermesse in Hannover wiederbegegnet. Du warst schon von weitem durch die große Messehalle zu hören. Als Promoter für irgendeine Softwareklitsche hast du das Messepublikum mit deiner lockeren Schnauze angezogen. 

 

Robin Goldmann, der Marktschreier. Gerne mittendrin, immer laut, zuweilen ein bisschen prollig, aber nie beleidigend. Die Bühne war dein Metier.

 

In dieser Zeit haben wir uns einige Jahre aus den Augen verloren. Wir sind, wenn ich mich richtig entsinne, irgendwann mal flüchtig in der Bremer City aneinander vorbei gehastet. 

 

2014 habe ich dich im Fernsehen erkannt. "Den kenn ich!" schrie ich laut auf, als wir zuhause eine Reportage über den Betrug auf Kaffeefahrten laufen hatten. Du hast einem TV-Kamerateam als Aussteiger Christian Einblicke über die Vorgehensweise auf Kaffeefahrten gewährt. Dein schräger Auftritt mit brauner Wuschelperücke hat mir gezeigt, warum wir uns so lange nicht über den Weg gelaufen sind: Du warst wohl auf Landgasthöfen als Werbesprecher im Dauereinsatz.

 

Das passte zu dir: Mit dem Mikrophon in der Hand und deiner kodderigen Schnauze hast du Senioren überteuerte Wundermittel und Heizdecken vertickert und dabei fette Provisionen abgesahnt. Später hast du dich von der Branche distanziert und die Machenschaften dahinter aufgedeckt.


Robin Goldmann als Werbesprecher auf Kaffeefahrten ("Das Ende einer Kaffeefahrt Teil 1" - Videoreportage auf YouTube)

Robin Goldmann als Werbesprecher auf Kaffeefahrten ("Das Ende einer Kaffeefahrt Teil 2" - Videoreportage auf YouTube)


Wir sind uns dann in Weyhe, wo ich seit 2010 wohnte und wo du jetzt wohl auch hingezogen bist, wiederbegegnet. Hast du mir nicht erzählt, dass du jetzt in Erichshof wohnst?

 

Du hast mir von deinen Erfolgen in der Kaffeefahrtenbranche berichtet, wie du dort jahrelang richtig gutes Geld gemacht hast. Da warst du schon ein bisschen gebauchpinselt, als ich dir erzählte, dass ich dich im Fernsehen erkannt habe.

 

Du warst dir nie zu schade für irgendetwas. Du hast dir den einen oder anderen Fehltritt geleistet, hast dich immer wieder neu erfunden. Was mich immer beeindruckt hat: Egal, was du beruflich gemacht hast, du hast es stets mit einer unglaublichen Leidenschaft ausgefüllt. Du hast mir damals die Festplatte an die Backe gequatscht, als gäbe es kein Morgen mehr. Du hast das Messepublikum auf der CeBit in deinen Bann gezogen, immer Vollgas gegeben, voller Inbrust und Überzeugung.

 

Im Jahr vor Corona, 2019, saßen wir in meinem griechischen Stammlokal Nico der Grieche in Weyhe zufällig mit unseren Familien Tisch an Tisch. Und da war es wieder: Das leidenschaftliche Dauergequatsche, diesmal von deiner neuen Tätigkeit als Webdesigner und Publizist in der Domina-Erotikszene. Deutschlands auflagenstärkstes BDSM-Magazin hast du mit deiner neuen Firma 21-Sites herausgegeben, außerdem würdest du jetzt Webseiten gestalten und Webcamauftritte umsetzen.

 

Hier konnten wir nach langer Zeit mal wieder ausführlich miteinander quatschen, sogar Visitenkarten tauschen - in diesem Leben zum letzten Mal. Von einem Herzinfarkt, der dich bei Lidl oder Aldi an der Kasse ereilt hat, hast du erzählt, und dass du trotzdem weiterrauchen würdest. Du hättest das ganz gut weggesteckt, hast du gesagt. Vielleicht hast du dich getäuscht?

Gestern habe ich von Nico erfahren, dass du nicht mehr lebst. Auf das Thema kamen wir, weil ich ihn fragte, warum seine Restaurantseite letzte Woche nicht online war. Sein Internetexperte sei verstorben und hat wohl den Webspace nicht mehr bedient. Auf meine Frage, wer ihm seine Internetseite bisher gemanagt hat, nannte Nico deinen Namen. 

 

Verstorben bist du am 18. Februar 2021 in Weyhe. Ich möchte dir mit dieser Seite gerne einen dauerhaften Erinnerungsort schaffen, der immer dann erscheint, wenn jemand deinen Namen googelt. Sollte jemand aus deinem Umfeld hier noch etwas zu ergänzen haben, freue ich mich über jede Meldung (meine E-Mail steht unten).

 

Jetzt schließt sich der Kreis. 

 

Vor bald 35 Jahren haben wir bei Vobis über Bits und Bytes gefachsimpelt. Bleiben wir in der digitalen Welt, wo diese Seite an dich erinnern soll. Ich hoffe, das ist okay für dich.

 

Jens Schmidt, 11.04.2021.

Kanntest du Robin? Dann schreib mir bitte, was du mit ihm erlebt hast. Ich würde es gerne hier ergänzen!

 

E-Mail: snapco@gmx.de

 


Lesermeldungen

03.05.2021

Ich kannte Robin Goldmann wahrscheinlich besser als so ziemlich jeder Andere, denn ich habe ich mit ihm die irrsten Geschichten erlebt. Aber auch abgrundtiefe, verstörende Zeiten bis hin zum kompletten Kontaktabbruch in den letzten Jahren.

Woher kenn ich Dich? "Der Typ von Cinemabilia" war so eines der geflügelten Worte von Robin wenn er mal wieder irgendeine coole Filmfigur oder Sonstiges aus Hollywood in seiner Bude stehen hatte. Ich kenne Dich also nicht wirklich, eher Deine Läden Cinemabilia. Wobei ich gleich mal einwerfen darf: Mit dem Einbruch damals hatte ich nie was zu tun, las davon in Deinem Nachruf zum ersten Mal... Und natürlich ist mir sofort klar gewesen, warum er dort herum lungerte.

 

Ich habe ihn auch so um 1987 herum kennengelernt. Im Aladin in dem ich zu der Zeit nahezu wohnte. Dort tauchte er eines Tages auf. Hat mit seiner einnehmenden Art natürlich sofort gleich einige Leute um sich geschart. Wann lernt man schon mal jemanden kennen der im Weser-Stadion wohnt? Das war bei ihm zu der Zeit immer der Einstieg bei neuen Leuten, denn es stimmte sogar. Seine Eltern betrieben den Kiosk im Stadion und tatsächlich besaß der Hund einen Schlüssel zum Stadion mit dem wir nachts aufs Spielfeld konnten und uns einfach in den Mittelkreis gelegt hatten... Heute wäre das unvorstellbar, in den 80ern ging‘s tatsächlich.

 

Wir hatten eines Tages die Idee ein Video über das Aladin zu drehen. Was heutzutage ein müdes Lächeln und ein Handy kostet, war damals ein echtes Unterfangen. Woher eine professionelle Ausrüstung bekommen? Und wer würde das bezahlen? Nachdem er selbst den ausgefuchsten Boss "Nuts" vom Aladin bezirzt hatte, rückte der auf Vorkasse mal eben 7000 DM raus, gab sie Robin und wir fuhren irgendwo nach Weyhe zu einem professionellen Verleiher. Während ich noch staunte wieso dem jemand, einfach so 7.000 DM gab, ohne den wirklich zu kennen, bezirzte Robin aber schon den Nächsten: Den Videoverleiher. Der rückte seine teure TV Ausrüstung raus, natürlich ohne Geld im Voraus zu verlangen (ein Fehler, wie er noch merken würde). Wir rückten nach einigen Stunden vom Verleiher wieder ab ins Aladin, im Kofferraum von Robins Honda eine TV Ausrüstung im Wert von mehreren zig Tausend Mark.

 

Wir drehten dann einige Wochen im Aladin alle möglichen Szenen. Robin genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. "Wir waren wer"! Damals waren Leute mit fetten TV-Kameras noch was Besonderes. Was mir widerstrebte, nämlich aufzufallen, konnte für Robin gar nicht genug sein. Er lechzte nahezu nach Bestätigung. Immer.

 

Naja... Das Video wurde dann geschnitten, der Aladin DJ Norbert war Cutter Chef, am Ende blieben fast nur noch Lightshows im fertigen Video drin... Ein Katastrophenwerk, wenn man mich fragt. War aber egal: Es wurde gekauft wie blöd, es konnten gar nicht genug Kopien aus dem Kopierwerk angefordert werden, so viele gingen davon weg. Das Aladin war damals sehr stark frequentiert, viele tausende Besucher pro Monat. Da war Bedarf.

 

Der Verleiher der TV Ausrüstung hat sein Geld natürlich nie gesehen. Wusste ich damals aber noch nicht. Die ständige kriminelle Ader von Robin fiel mir erst später auf. Er arbeitete zu der Zeit nebenher für Sega, diesen Videospielproduzenten... Für diesen schaffte er es, den besagten Aladin DJ, der sich bereits einen Namen mit dem Musikprojekt "Shamall" gemacht hatte, zu übereden, einen Song für Sega zu komponieren und zu produzieren. Tat er auch, und das Ding war der Knaller auf dieser Spielemesse, auf der Robin für Sega die Marketingtrommel rührte. Robin stand damit bei Sega ganz hoch im Kurs, er genoss wieder die ganze Aufmerksamkeit.

 

Es gibt noch viele solcher Stories, das würde Bücher füllen.

 

Um 1992 herum fing er im damaligen Donnerbalken an. Dorthin lotste er mich zur Eröffnung weil er dort als Kellner arbeitet. Ich ging also hin, lernte dadurch den Geschäftsführer kennen, mit dem ich heute noch sehr gut befreundet bin. So geriet ich in die DJ Schiene und legte danach viele Jahre in diesem und vielen ähnlichen Läden Mucke auf. Mal auch mit Robin zusammen, meist aber ohne... Ich habe damit sehr viel Geld verdient, damals wurde man noch gut dafür bezahlt.

Um 1998, als MP3 in der Computerszene anfing seine ersten Runden zu kreisen, kam ich auf die Idee: Wieso baut man nicht einen Automaten, der dem Kunden eine CD brennt, die er vorher aus beliebigen Titeln auswählen konnte? Robin fand die Idee spannend, bat mich, dass ich ein Konzept schreiben sollte.... ich tat das, und er nahm es. Ein paar Tage später rief Robin an: "Wir sind eingeladen bei Universal in Hamburg zur Produktvorstellung". Und tatsächlich: Wir wurden in Hamburg von der Universal empfangen wie Staatsgäste. Die ganz hohen Herren der Musikbranche waren versammelt anwesend, es gab Häppchen, warme Worte und wie man sie diese damalige Glitzerwelt halt vorstellte. Sie lauschten Robins Worten, der mein Konzept wirklich so vortrug, dass sie jedes Kindergartenkind verstehen würde – aber diese Herren nicht. Sie konnten allein mit dem Begriff MP3 nichts anfangen. Unsere Warnungen, dass dieses Format denen in Bälde ihr Geschäft zerstören wird, wenn sie nicht reagieren würden, taten sie mit einem höhnischen Lachen ab. Sie waren sich der Gefahr nicht bewusst, verdienten zu der Zeit noch Millionen mit CD Verkäufen.

 

Ein paar Jahre später gab es all das nicht mehr. Die gut dotierten Posten natürlich auch nicht. Aber egal: Wir wurden überall hin eingeladen durch diese Universal Geschichte, trieben uns auf allen möglichen Galas herum, in Köln bei TV Galas usw... bis es uns zu langweilig wurde.

 

Robin fing bei einem Bremer Unterweltkönig an zu arbeiten. Ein Österreicher, der hier irgendwie hängengeblieben war, eine damalige Größe in der Unterwelt. Dieser betrieb später einen Heizdeckenverkaufshandel mit Kaffeefahrten. Meiner Meinung nach Abzocker der aller schlimmsten Sorte. Durch die Wiedervereinigung war das ein Millionengeschäft gewesen. Dieser Österreicher, Klaus D., war bekennender Nazi und genoss es, dass er Robin ständig erniedrigen konnte, indem er ihn "meinen Judenbengel" usw. titulierte. Was ich zu der Zeit noch nicht wusste, war, dass Robin tatsächlich einen ausgeprägten Drang zur Sado-Maso Szene hegte. Vielleicht genoss Robin diese Erniedrigungen sogar, ich kann es nicht sagen.

Was ich erst später erfuhr: Selbst diesen gefährlichen Mann beschiss Robin über Jahre. Er war dort Mädchen für alle, organsierte alles Mögliche für den Laden und war auch für das Warenlager verantwortlich. Irgendwie hat er mit den Heizdeckenverkäufern dort herum gedealt. Er verdiente nebenher ordentlich, schwebte damit aber auch in ständiger Lebensgefahr. Das wusste er. Denn Klaus D. war kein Typ, der mit sich spaßen ließ. Er hätte Robin „wegmachen lassen“, hätte er das erfahren.

 

In diesen Jahren muss Robin, der schon immer eine Meise hatte, nun aber seinen vollends kompletten Hirnschaden erlitten haben, denn er veränderte sich immer mehr. Robin wurde paranoid, wirr und war nicht mehr der, den ich mal kannte. Heute ist mir klar, wieso: Diese ständige Todesangst, dieser Druck, für diesen Typen immer parat zu stehen und auch nicht weg zu kommen (denn dann wäre alles aufgeflogen) muss ihm die Rübe geschädigt haben.

Nebenher begann Robin ein Callcenter aufzubauen. Natürlich kein normales Callcenter, sondern spezielles für Kaffeefahrten, um Leute für die Fahrten anzuwerben. Diese hat er dann an Klaus D. und andere Kaffeefahrtenveranstalter verkauft. Das war ein sehr einträgliches Geschäft. Robin besaß zu der Zeit eine Pinballsammlung, die die wohl größte in Europa war. Da ist richtig Geld reingeflossen! Wenn er Geld hatte, dann war es auch genauso schnell wieder weg. Das war immer so.

Irgendwann starb Klaus D. und Robin kam dadurch raus aus der Kaffeefahrtenszene. Das war die Zeit, in er dann auch dieses irre TV Interview mit der Perücke gab und all seine ehemaligen Komplizen verpfiffen hatte. Auch das war eine krankhafte Eigenart von Robin: Rachsucht bis zum Exzess. Selbst wenn er selber dadurch nicht den geringsten Vorteil hatte, hat er Menschen gnadenlos Behörden ausgeliefert, ihnen alles an den Hals organisiert was niemand am Hals haben möchte. Darin war er Meister und extrem kreativ. Ein Höllenfehler war es, ihm Dinge anzuvertrauen, die eventuell irgendwann mal gegen einen verwendet werden könnten. Robin würde es gegen einen verwenden, es war nur immer eine Frage der Zeit.

 

Um 2003 herum saßen wir herum und spannen wieder etwas herum. Wir sinnierten über eine Sportsbar mit Karaoke... Lange Rede, kurzer Sinn: wir machten das zusammen. In Walle bauten wir den Laden auf. Er kümmerte sich drum, sämtliche Brauereien und Spirituosenfirmen um ihre Gelder zu erleichtern und ich baute den Schuppen. Die Bar war auch sehr erfolgreich, das Konzept, Sport live zu übertragen, war zu der Zeit in der Form neu. Die Leute rannten uns die Bude ein. Dann wurde Werder auch noch Meister, mehr ging nicht. Mit Robin ging wieder der Größenwahn durch. Publikum, Geld und Erfolg sind seine Drogen gewesen, die ihn zu irrsten, spontanen Aktionen hinreißen ließen. Und so wurden schon mal Runden um Runden von ihm geschmissen, um ja allen noch mehr zu gefallen. Dass das alles unserer Kasse und dem Finanzamt nicht so gefiel, war ihm in diesen Momenten immer egal. Es kam zum Streit, ich warf ihn raus. Es war eine reine Notbremse. Musste sein.

Kurze Zeit später brannte das Haus, in dem sich der Laden befand, ab. Wer dahinter steckte, ist nie ermittelt worden. Ich bin danach frustriert nach Kanada ausgewandert, um Ruhe vor all dem Irrsinn zu bekommen. Hat auch geklappt. Dort kam ich wieder zu mir.

 

Ich kam nach einigen Jahren zurück. Kontakt zu Robin bestand nur noch sehr, sehr beschränkt. Er fummelte Webseiten zusammen für Dominas, ansonsten beschränkte sich unser Kontakt auf eine Tasse Kaffee bei ihm zu Hause. Seine Nachbarin war meine Freundin, daher kam dieser Kontakt überhaupt wieder zustande. Er hielt da schon diese merkwürdigen Hunde, ich glaube französischen Bulldoggen, verwöhnt, null erzogen, die pinkelten ihm die ganze Bude voll. Seine ganze Bude stank nach Urin und Dreck, was ihn überhaupt nicht störte.

 

Robin war in dieser Zeit schon immer schräger drauf, sichtlich nicht mehr normal im Kopf. Er zitterte ständig, keuchte ständig, hatte Luftnot usw. Von der kranken Psyche gar nicht zu reden. Und rauchte wie ein Schlot. Ich versuchte da noch einmal, ihn in eine andere Welt zu holen und bot ihm an, mit mir ab und an Mucke in einer Delmenhorster Partykneipe zu mache,  in der ich so nebenher Mucke machte. Ja, das fand er auch gut. Anfangs lief es gut, aber schon bald war es wie immer: er übertrieb es wieder maßslos, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, war ihm keine Peinlichkeit groß genug. Er fing an, Zwietracht zwischen dem Personal zu säen, etwas, das er auch immer gern getan hatte (warum? Keine Ahnung!). Da war dann der Punkt erreicht, wo wir ihn des Ladens verwiesen haben und ich dann auch endgültig den Kontakt abbrach.

 

Und ja, es gibt noch sehr, sehr viel mehr Geschichten und auch die bereits erzählten Dinge sind nur angerissen. Aber ich habe auch aus Selbstschutz vieles verdrängt und lang nicht mehr drüber nachgedacht. Und Andere haben sicher auch eine Menge zu erzählen. Einer seiner Fähigkeiten war eben auch, seine Bekanntenkreise geschickt zu trennen, viele der Leute die er kannte, kennen sich untereinander also gar nicht (wie Du auch an uns siehst).

 

Er hat auch oft - nur um Aufmerksamkeit zu erhaschen - mit Selbstmord gedroht. Nicht nur oft, sondern sehr oft. Und fast immer rief er dann jemanden an, dass er nun auf der Weserbrücke stehen würde, um sich hinunter zu stürzen. Die Art des angedachten Suizidverfahrens änderte sich ständig, die Message war immer dieselbe. Zu Anfang bin ich selber auch noch drauf reingefallen und sofort zum Ort des Geschehens gerast, um dort dann einen völlig unversehrten Robin anzutreffen. Dies passierte aber so oft, dass ich es irgendwann nicht mehr ernst nahm, irgendwer fand sich ja immer ,der dann hin fuhr, um ihn "zu retten". Der hatte nie vor, sich umzubringen. Reines Erhaschen von Aufmerksamkeit war der Grund. Je mehr Leute sich Sorgen machten, umso zufriedener war er.

 

Robin hatte gute Talente. Wirklich gute Ansätze. Der konnte jedem alles verkaufen. Ein echtes Naturtalent. Wir könnten heute Multimilliardäre sein, wenn er nicht jedes Mal sofort völlig ausgeflippt wäre, sobald sich erste Erfolge einstellten. Sobald das passierte, merkten die Leute, wem sie da auf den Leim gegangen waren und da er immer übertrieb, nie das geliefert wurde was eigentlich abgesprochen war. Und Geld welches in seine Taschen floss, war in Sekunden auch wieder verbraten. Immer.

Ich hatte es versucht ihn nur als "Türöffner" für ein paar Ideen einzusetzen. Sobald er Interessenten weichgekocht hatte, musste man ihn wegziehen und das geschäftliche übernehmen. Leider gelang mir das nie wirklich richtig und schon war es wieder zu spät und er verbrannte sich wieder selber bei diesen Leuten.

 

Ich hatte auch eine Weile mal bei Robin im Callcenter gejobbt, sollte die Routen planen, die Gasthäuser für das Eiergeschäft anmieten usw. Die meisten Gastronomiebetriebe aber hassen die Eierbranche (zum Glück) und beschimpften mich täglich am Telefon (zu Recht!). Es war ein Job, der null Spaß machte. Auch dort, in seinem eigenen Laden, benahm er sich of,t wie man es eben kannte: größenwahnsinnig.

So behandelte er die Mitarbeiter dort entsprechend, alles arme Leute, die einen Callcenterjob machen mussten, um zu überleben. Die taten mir alle leid. Schon der Job an sich, alte Leute zu überreden, an einer Verkaufsfahrt teilzunehmen, und dann dieser Chef... Ich musste zum Glück nicht jobben, es war mehr als Gefälligkeit gedacht und ich warf das nach zwei, drei Wochen wieder hin. Nicht meine Welt. 

 

Cinemabilia

Ja ich erinnere mich noch gut an Deine Läden. Sie waren immer ein Farbtupfer in den tristen Ladenzeilen Bremens. Ich glaube zuerst hinter der Obernstrasse beim Parkhaus oder? Und später in dem zweigeschossigen Bau neben dem Donnerbalken, gegenüber der Spielothek am Bahnhof. Ich hatte mich immer gefragt, wie zum Teufel kommen die an all diese coolen Hollywood Gegenstände heran. Aber auch hier merkst Du, wie geschickt es Robin verstand, bestimmte Personen nicht miteinander in Kontakt kommen zu lassen, Sonst würden wir uns schon sehr lange kennen. Der wusste genau, wer sich eventuell mit wem zu gut verstehen würde und dann würde er  nicht mehr die erste Geige spielen und/oder mit einer seiner konstruierten Lügengeschichten auffliegen. Dieses Verhalten fiel mir allerdings auch erst viel später auf.

 

Thomas

Ich lernte damals (Anfang 90er) auch einen gewissen Thomas Riedel (evtl. auch Riedl) kennen, der bei Vobis arbeitete, meine ich. Oder zumindest wohnte er über Vobis in der City. Ein sehr angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich mich immer mehr anfreundete. Das gefiel Robin nie wirklich, aber verhindern konnte er es ja nicht mehr. Leider habe ich Thomas irgendwann aus den Augen verloren und finde ihn auch über die Socialmedia Netzwerke einfach nicht wieder. Falls der sich mal bei Dir meldet, würde ich mich über einen Kontakt sehr freuen.

 

Woran Robin gestorben ist, wird dann ein Rätsel bleiben. Ich hoffe zumindest, dass er nicht leiden musste.

Vielleicht das Herz? Ich könnte es mir vorstellen. So ungesund, wie er sich schon vor 5 Jahren anhörte, ein Wunder, dass es noch so lang ging. Anstatt das Gequalme sein zu lassen und wenigstens, wie ich, der ebenfalls früher starker Raucher war, auf Dampf umzusteigen.... nein. Ich hatte ihm etliche Mal das Dampfzeugs gezeigt, Einkaufsquellen usw. Aber er blieb dabei, diese ekligen, billigen und vor allem stinkenden Zigarillosticks zu rauchen, wegen des günstigen Preises. Nicht, dass normale Zigaretten gesünder wären, aber dieses Zeug dürfte von der Industrie mit dem Billigsten vom Billigsten produziert werden.

Am Ende verspürte ich aber nie Hass gegen ihn, obwohl ich oft genug Gründe dafür gehabt hätte. Ich empfang eher eine Mischung aus Mitleid und Fassungslosigkeit, gemischt mit der Erkenntnis, dass null Chance bestehen würde, etwas an ihm verändern zu können. Und aus reinem Selbstschutz musste man sich aus dem Radius von ihm fern halten. Das habe ich die letzten 5 bis 6 Jahre getan und mir ging es damit zumindest besser.

 

Ich empfinde wie gesagt aber auch keine Trauer. Ich habe mich schon selber gefragt, ob das normal ist, aber ich kann nichts dafür. Die Todesnachricht hat mich nicht getroffen, ohne sagen zu können wieso das so ist. Es war sogar so, dass ich das die ersten Tage sogar noch angezweifelt hatte, ob es überhaupt stimmt. Wenn man schon so oft mit ähnlichen Geschichten konfrontiert war, hätte das ja wieder eine weitere Stufe von ihm gewesen sein können, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Dafür hätte er alles, wirklich alles getan, egal wie schräg es war.

 

Ich schätze es, dass Du dem Knaller ein kleines digitales Vermächtnis hinterlassen hast. Wahrscheinlich das Einzige, welches es gibt. Vielleicht sieht man sich ja mal auf einen Ouzo bei Nico (zu dem er mich auch ein paar Mal mitschleppte)…

(Name der Red. bekannt)


12.05.2021

Guten Morgen aus Mailand

Lieber Jens,

ich möchte mich auf diesem Wege bei Dir für den wunderbaren Post über Robin bedanken. Seit Robins Tod google ich täglich,.. bis auf die letzten Tage da ich ein bisschen im Stress war. Eine Freundin schickte mir gestern den link zu Deinem Post und ich habe ihn schon dreimal gelesen.

 

Robin und ich hatten eine Freundschaft über Jahre. Ich denke so 15 Jahre, kennen tu ich ihn weit über 20 Jahre. Durch meine Auswanderung nach Mexiko 2016 ist der Kontakt dann leider verblieben. Ohne Streit... es war einfach vorbei. Der Tod hat mich sehr getroffen und ich bedaure es zutiefst das wir keinen Kontakt mehr hatten, noch konnte ich irgendwas aufs der Ferne auf die Beine stellen. Das einzige was ich tun konnte war das Tierheim zu kontaktieren und nach Robins Hund zu fragen um ihn dann schnellstmöglich zu vermitteln.

 

Mit großer Enttäuschung das niemand seiner angeblichen Freunde auch nur irgendetwas auf die Beine gestellt hat, freut es mich das Du ihn im Netz verewigt hast. Du hast ihn perfekt beschrieben, ich kann jede Zeile von Dir unterstreichen. Danke dafür.

In diesem Sinne..

Liebe unbekannte Grüße aus Mailand (mein jetziger Wohnort)

Susanne M.


15.06.2021

Hallo, ich wende mich jetzt einfach mal an dieser E-Mail, welche ich unter dem Nachtrag zu Robin goldmann im Internet gefunden habe. Meine Name ist Serena Usadel, ich kannte Robin seit 2015.

 

Er hat zum Schluss für mich den Facebook Account angelegt und gepflegt, gegen Bezahlung. Allerdings dort trete ich nur als Lady Cynthia auf.

 

Ich finde es toll, dass überhaupt jemand diesen Nachtrag für Robin gesetzt hat. Ich wollte hier einfach mal fragen, ob ein Nachlassverwalter sich seiner Sachen angenommen hat oder ob man weiß, wo ich mich ansonsten hin wenden könnte, um den Account weiter zu führen. Ich würde mich über eine Antwort freuen. 

Grüße Serena Usadel


02.05.2022

Lieber Robin,

ich habe dich 1997 in Bremerhaven kennengelernt. Du hattest im "Koggen-Bräu" eine Karaokeveranstaltung ausgerichtet und ich war mit ein paar Freunden dort. Ich habe dort gesungen und sogar gewonnen und eine CD-Aufnahme gewonnen. Wir haben uns auf Anhieb recht gut verstanden.

 

Du hast zwar viel Komisches erzählt, unter anderem von deinem Ferrari in Bremen, dass Geld bei dir keine Rolle spielt, von deiner Rufnummer "getgoldi" und immer in der Öffentlichkeit so laut geredet, dass möglichst viele an den umliegenden Tischen alles mitbekommen. Darauf kam es mir aber nicht an, und je mehr du davon erzählt hast, desto unglaubwürdiger war es.

 

Dass du vermutlich finanzielle Probleme hattest, merkte ich daran, dass kaum was auf deinen Namen lief, auch der Telefonanschluss war auf den Namen deiner Mutter angemeldet.

 

Einmal hatte ich meine Schwester mit, als ich sie dir vorstellte, schien sie dich gleich durchschaut zu haben und mir den Rat gegeben, mich fern zu halten. Wir hatten eine intensive Zeit, zusammen gefeiert. Ich habe dir für 500 DM einen Yamaha CD-RW Brenner abgekauft. Einmal bist du mit mir nach einer Veranstaltung in die Bremer Puff-Meile gefahren und wolltest mich einladen, aber ich hab es vorgezogen, in der Dönerbude zu warten, während du 2 Stunden ins Etablissement verschwunden bist. Dieses Szenario sollte später noch zu einem Dreh- und Angelpunkt werden.

 

1999 habe ich dich Anfang Juli zu meinem Geburtstag eingeladen und für einen guten Kurs hast du dort nebenbei als DJ agiert, dann ging ich im Sommer 1999 in den Einsatz ins Kosovo, von dort habe ich dir zum Geburtstag im Herbst eine 1l-Flasche Jim Beam geschickt. Als ich zurück war, hast du dich noch mal persönlich bedankt und jedem davon erzählt, wenn wir zusammen waren.

 

Ich weiß nicht warum, aber ich habe dir 100% vertraut.

 

2000 bin ich in nach Büsum gezogen, 2001 habe ich dich und zwei deiner Freunde, die ich auch vorher kennengelernt habe und mit denen du viel Zeit verbracht hast, zur Eröffnung und Einweihung unserer Firma dort eingeladen. Das wurde mir schon schnell unangenehm, denn es waren sowohl unsere Aktionäre als auch Politiker anwesend. Du hast beim Alkohol kein Ende gefunden und warst Tagesvollster.

 

Da du dich ja gut mit PCs auskanntest, habe ich dich gefragt, ob du mir helfen könntest, da meiner nicht mehr lief. Du sagtest "kein Problem, gib ihn mir mit, ich mach ihn dir fertig".

 

Im Herbst hattest du mich zu deinem 40. Geburtstag eingeladen, du hast bei einem Mexikaner in Bremen gefeiert. Dort hast du wieder in den höchsten Tönen von mir gesprochen und das Paket aus dem Kosovo erwähnt. Deine Ex-Freundin Britta hattest du auch eingeladen. Bevor du mich ihr vorgestellt hast, hast du mit ernster Stimme und bösem Blick zu mir gesagt "lass die Finger von ihr". Das war das erste mal, wo du mir unheimlich warst.

Mein PC war immer noch nicht repariert zu dem Zeitpunkt.

 

Mit Britta hatte ich mich den Abend auch noch unterhalten, woher ich ihn kenne und was wir so zusammen unternehmen. Da hab ich ihr auch von dem Abend erzählt, als er in den Puff ging und mich 2 Stunden an der Dönerbude hat warten lassen... gedacht hab ich mir dabei nichts und bin auch davon ausgegangen, dass sie das weiß... schien aber nicht so.

 

Ich bin dann wieder nach Büsum, hab viel gearbeitet und nur wenig Zeit gehabt. Hatte mich zweimal mit dir verabredet, bin zu dir nach Bremen gefahren, aber du hast nicht geöffnet und bist nicht ans Telefon gegangen. Hinterher hast du mir irgendwelche Ausreden aufgetischt. Dann hast du gesagt, du schickst mir den PC per UPS, dieses hast du mir kurz darauf bestätigt, aber er kam nicht an und deine Aussage war, dass UPS bei Standardversand keine Sendungsverfolgung hat. Das kam mir dann schon alles recht merkwürdig vor.

 

Ich schickte eines Tages zwei Freunde aus Büsum unangemeldet zu dir nach Bremen. Du warst zu haus... und siehe da, mein PC stand noch in grober Form bei dir. Du riefst mich an und schriest mich an, was das soll... dann "ich übernehme keine Haftung, dein Kumpel hat die Platine angefasst, ohne sich zu erden, der PC lief vorher noch". Ich hab meine Freunde gebeten, das mitzunehmen, was sie kriegen können.

 

Da war ich schon sehr enttäuscht und weitere Lügen flogen auf. Laut eines Fachmanns war es unmöglich, dass der PC so, wie du ihn zugerichtet hattest, lief. Ich habe ein paar Wochen keinen Kontakt zu dir gehabt, dann riefst du mich an und schriest mich an, du wolltest mir Albaner auf den Hals hetzen, die mich umbringen sollten. Grund war, dass du mit deiner Exfreundin Britta geredet hast, sie dich wohl auf die Puff-Geschichte angesprochen hat und dies wohl einen größeren Bruch zwischen euch gegeben hat und, was ich nicht wusste, deine Chancen, sie zurückzugewinnen, auf -100% gefallen sind.

 

Ich habe die Drohung sehr ernst genommen und den Kontakt zu dir abgebrochen. Zu viel war passiert, was eine Freundschaft oder einen Kontakt nicht mehr zugelassen hat.

 

2004 bin ich ins Ruhrgebiet gezogen, hin und wieder hab ich mal nach dir gegoogelt und dich in Verbindung mit Flipperautomaten gesehen. 2008 klingelt bei in Schermbeck das Telefon, ich ging dran, eine Stimme sagte: "Na, weisst du, wer hier ist?" - Ich habe sie sofort erkannt, unverkennbar, da hattest du mal nach mir gesucht, wir haben kurz geredet, du hast mir unter anderem gesagt, dass du dein Liebesglück gefunden hast. Ich habe noch vor dem Auflegen laut gesagt "Ach du Scheiße", vermutlich hast du das noch gehört... Das war der letzte Kontakt.

 

Auch wenn es nicht alles "Goldmann" war, was glänzt, hat mich diese Begegnung geprägt. Mein erster Besuch bei deiner und weiteren Karaokeveranstaltungen waren der Startschuß für meine nebenberufliche "Musik-Karriere".

Lieber Robin, mach keinen Quatsch da oben.....

Lars www.lars-vegas.biz


06.10.2023

Hallo Jens, 

ich habe gerade deinen Nachruf auf Robin Goldmann gelesen. Ich finde es toll, was du da gemacht hast, ich habe es mit großem Interesse gelesen. Mein Name ist Stefan. Ich war mit Robin in einer Klasse auf der Schaumburger Straße. Wir waren damals gute Freunde.

 

Ich bin auch ein wenig geschockt zu lesen, dass er tot ist. Dass er zeitweise einen falschen Weg eingeschlagen hatte, war schon in der Schule so. Wenn man irgendwas brauchte -  Robin konnte es besorgen. Er war schon ein ausgebuffter Typ.

 

Auch wenn er vielen Menschen geschadet hat, war er tief im Inneren ein netter Kerl. Vielen Dank für deinen schönen Nachruf.

 

Lieben Gruß

Stefan (Nachname der Red. bekannt)


15.12.2023

Ich wurde über Facebook gesucht bezüglich eine Treffens der Grundschulzeit.

Robin Goldmann war mit mir in der Grundschule und mein Nachbar im Weserstadion. Ich wunderte mich, zuletzt 2020 von Robin was gelesen zu haben - das war das letzte Mal, dass er mit mir schrieb. Ja, das war nach seinem 2. Herzinfarkt.

 

Das, was du geschrieben hast, stimmt total. Robin hatte immer ein Auf und ab.

 

In der Grundschule waren wir bis zur OS in einer Klasse, dann zuerst nicht mehr. Wir lebten gemeinsam im Weserstadion, er als jüngster Sohn der Kneipiers und ich als Tochter vom Hausmeister. Es gab oft Streit mit Robin. Als er mir mein Kettcar nicht wiedergeben wollte (da waren wir 6 oder 7 Jahre alt), riss ich ihm die Haare vom Kopf und er rannte brüllend zu seiner Mama. Seine Eltern waren viel am arbeiten und hatten wenig Zeit für ihn.

 

Robin kam auf die Schaumburger Straße, später dann in meine Klasse. Ich sollte auf ihn aufpassen. Auf dem Gymnasium haben wir beide den Druck nicht ausgehalten... Nur rannte er damals schon mit ner Wumme rum, um sich Respekt von anderen Menschen zu holen! Er hatte viel Blödsinn im Kopf, ja, und das mit den Selbstmordgeschichten fing früh an.

 

Im Donnerbalken, als Travestiekünstler, traf ich ihn viele Jahre später wieder. Er berappelte sich immer wieder und ja, er war total ehrlich über sein Leben, sein Auf und ab. Er liebte es, im Rampenlicht zu stehen.

 

Seine kurze Ehe zerrte an seinen Nerven, er war sehr verletzt und gab wieder Vollgas. Immer, wenn es schwierig wurde, zog er wieder um. Er liebte kleine Hunde., wie seine Eltern, er hat sie glaube ich sehr vermisst. Ob er noch Kontakt zu seinem Bruder hatte, weiß ich nicht.

 

In Weyhe wollte er zur Ruhe kommen...tja, scheinbar zu spät.

Ich mochte ihn, auch wenn er oft schwierig war und Flausen im Kopf hatte. Möge er seinen Frieden gefunden haben.

Toll, dass du den Nachruf geschrieben hast, ich hätte sonst wohl nicht erfahren, dass er nicht mehr lebt.

Katja Wiedmaier (geb. Mannig)